Wie Sie Ihr Fahrzeug
auf die Straße bringen: So funktioniert die Fahrzeugproduktion + kostenloses Whitepaper
- Dietmar Kleindienst
- Januar 30, 2022
- 14-min read
EINE EINFÜHRUNG IN DIE FAHRZEUGPRODUKTION
Die Fahrzeugindustrie unterliegt aktuell einem tiefgreifenden Wandel: Globale Megatrends wie Nachhaltigkeit, Digitalisierung und Urbanisierung stellen unsere Denkweise über Mobilität und die Art und Weise, wie die Autoproduktion funktioniert, infrage. Fahrzeuge werden außerdem zunehmend elektrisch betrieben und Software-lastiger. Marktneueinsteiger nutzen die freigewordenen Potenziale, um ihre eigenen Ideen und Denkweisen in der Fahrzeugproduktion umzusetzen.
Automobile gelten jedoch nicht umsonst als das technologisch komplexeste Massenprodukt am Markt – und gerade Automotive Startups können sich in dieser Komplexität schnell verlieren. Deshalb stehen viele vor der Frage: Wie kann ich eine Fahrzeugproduktion am besten aufsetzen, um meine Automotive-Vision schnellstmöglich auf die Straße zu bringen?
Dieser Artikel soll Automotive Startups dabei helfen, die ersten Schritte in die richtige Richtung zu gehen: von wichtigen Aspekten, die man im Voraus in Bezug auf die aktuelle Situation auf dem EV-Markt berücksichtigen sollte, bis hin zu den ersten Schritten bei der Gründung des eigenen Automotive-Unternehmens. Denn so viel kann gesagt sein: Wer mit einem einzigartigen Elektrofahrzeug in die Automobilindustrie einsteigen möchte, der sollte dies jetzt tun!
Die folgenden Themen geben Ihnen einen guten Überblick darüber, worauf Sie bei Ihrem Start in der Welt der Fahrzeugproduktion achten sollten:
> 5 Überlegungen, bevor Sie mit der Fahrzeugentwicklung und -produktion starten
> Warum Sie jetzt in den Elektroauto-Markt einsteigen sollten!
> Wie lange dauert die Produktion eines Autos? Das ist der schnellste Weg
> So bauen Sie Ihr zukünftiges Netzwerk in der Automobilindustrie auf
> 5 Fragen, die jeder Auftragshersteller an ein Automotive Startup stellt
> Machbarkeitsstudie: in 4 Schritten Ihr Fahrzeugprojekt validieren
> Wie ein Showcar die Vision Ihres Fahrzeugprojekts beflügelt
> Fazit
5 ÜBERLEGUNGEN, BEVOR SIE MIT DER FAHRZEUGENTWICKLUNG UND -PRODUKTION BEGINNEN
Dank guten Wachstumsprognosen am Markt, einer schnell wachsenden Anzahl von Wettbewerbern, einem großen öffentlichen Interesse und verschiedenen nationalen Anreizen entwickelt sich der EV-Markt mit einer erstaunlichen Geschwindigkeit. Der Eindruck entsteht, dass Elektrofahrzeuge nicht nur jetzt ein relevantes Thema sind, sondern auch in Größe und Vielfalt zunehmen und den Fahrzeugmarkt in den kommenden Jahren dominieren werden.
Natürlich hat diese Entwicklung bereits das Interesse zahlreicher Marktteilnehmer – Marktneueinsteiger und etabliertr Unternehmen gleichermaßen – geweckt, die nun daran arbeiten, ihre eigene Fahrzeugproduktion auf den EV-Markt auszurichten.
Doch nur weil der EV-Markt erst vor Kurzem entstanden ist, heißt das noch lange nicht, dass Erfolg darin garantiert ist. Vor dem Markteintritt sollten sich gerade Automotive Startups ein Bild von der Komplexität des EV-Marktes, der Fahrzeugentwicklung und dem Aufbau einer EV-Produktion machen. Die folgenden fünf Überlegungen geben Neueinsteigern eine Vorstellung davon, was sie erwartet.
Überlegung #1: Der Markt für Elektrofahrzeuge ist hart umkämpft
Das wachsende Bewusstsein für Ressourcenverknappung und Klimawandel, sich ändernde gesetzliche Anforderungen sowie wissenschaftliche Entwicklungen in Richtung größerer Effizienz, Rentabilität und Erschwinglichkeit beschleunigen den Anstieg der Marktanteile von Elektrofahrzeugen in naher Zukunft höchstwahrscheinlich. Geschätzt wird, dass EVs bis 2030 einen weltweiten Marktanteil von 35 % haben werden – bis 2040 werden sie wahrscheinlich Verbrennungsmotoren als dominierendes Transportmittel ablösen, insbesondere in Europa und China.
Überlegung #2: Eine klare Produktvision ist der Schlüssel zum Markterfolg
Einfach nur ein Elektrofahrzeug zu bauen, reicht für den Erfolg am EV-Markt nicht aus. Es ist wichtig, dass das Auto ein klares Alleinstellungsmerkmal gegenüber anderen (Elektro-)Fahrzeugen hat – also ein einzigartiges Produkt innerhalb seiner eigenen Kategorie ist. Dies spiegelt sich in der Produktvision wider.
Die Produktvision zeigt,
- wofür das Fahrzeug stehen soll,
- warum es aus der Masse hervorsticht
- und aus welchem Grund sich potenzielle Kund_innen oder Partner sowohl für das Fahrzeug als auch für die Marke selbst interessieren sollten.
Je nach Vision kann ein Fahrzeug über mehrere Unique Selling Propositions (USPs) verfügen – etwa eine leistungsstarke Batterie, die es ermöglicht, längere Strecken zurückzulegen, oder Features, die bestimmte Kundenwünsche abdecken (z. B. ein E-SUV oder Transportlösungen speziell für Kurzstrecken). Die Einsatzmöglichkeiten sind ziemlich breit gefächert, daher kann (und sollte) man die Eigenschaften und Vorteile des neuen Fahrzeuges sorgfältig abwägen und auf seine Zielkund_innenbedürfnisse abstimmen.
Ein weiterer oft übersehener Aspekt ist natürlich auch das Umfeld, in dem man verkaufen möchte:
- Verfügt das Umfeld über die notwendige Infrastruktur für das Fahrzeug?
- Ist die Vision technisch machbar?
- Wird der USP überhaupt am Markt nachgefragt?
Dafür ist eine gründliche Analyse des potenziellen Marktes notwendig – und zwar noch bevor man sich auf die Produktvision fixiert. Je umfassender die Marktstudien sind, desto wahrscheinlicher findet man ein geeignetes Segment, in dem die Idee erfolgreich sein kann. Die Durchführung so einer Marktstudie ist ein essenzieller Eckpfeiler für jeden Marktneueinsteiger.
Überlegung #3: Ohne solide Fakten wird die Partnersuche schwierig
Ein weiterer Grund, vor dem Markteintritt eine großangelegte Marktstudie durchzuführen, ist die Glaubwürdigkeit. Viele Neueinsteiger verfügen noch nicht über das nötige Umfeld, um ein Fahrzeug zu konzipieren, zu entwickeln, zu fertigen und zu verkaufen. Und wenn sie nicht den teuren und zeitraubenden Weg gehen wollen, alles selbst bereitzustellen, brauchen sie Investor_innen sowie Entwicklungs- und Produktionspartner, die ihr Vorhaben unterstützen.
Die wenigsten Investor_innen oder Partner riskieren jedoch, Ressourcen, Zeit, Glaubwürdigkeit und Finanzen in ein Projekt zu stecken, das nicht vollständig durchdacht ist und nur auf persönlicher Überzeugung beruht. Neueinsteiger müssen beweisen, dass der Markt ihr Produkt tatsächlich nachfragt und dass es genug Potenzial hat, um mit etablierten Playern konkurrieren zu können – Beweise dafür liefern überprüfbare Studien, Grundlagenforschung und Fachkenntnis.
Darüber hinaus müssen sie nachweisen, dass sie das notwendige Umfeld für die Fahrzeugentwicklung organisieren können. Potenzielle Partner, Investor_innen und Liefernetzwerke für ihre Vision sowie eine Schätzung des Zeit- und Ressourcenbedarfes sollten ebenfalls berücksichtigt werden, wenn potenziellen Partnern eine Vision präsentiert wird.
Überlegung #4: Unabhängig von Ihrem Hintergrund sind Sie ein neuer Akteur auf dem EV-Markt
Unabhängig davon, ob das Unternehmen 100 Jahre Erfahrung aus einem anderen Markt mitbringt oder erst gestern gegründet wurde: Ein Neueinsteiger fängt auf dem EV-Markt immer bei null an. Bei der Präsentation der Ideen gegenüber zukünftigen Partnern, Investor_innen und/oder Lieferanten präsentieren Neueinsteiger ihre Marke in einem Sektor, der sich erst vor etwa zehn Jahren richtig etabliert hat. Daher müssen sie sich auch als Hersteller von Elektrofahrzeugen beweisen, wenn sie ihre Vision präsentieren.
Wenn der Neueinsteiger komplett neu in der Geschäftswelt ist, muss man bedenken, dass sowohl ein finanzielles Polster als auch Zeit unabdingbar sind, um überhaupt an den Start zu kommen. Der Aufbau eines Teams und die Durchführung von Marktstudien können im Vorfeld ziemlich teuer sein. Dies ist wohl die höchste Hürde für jeden Neueinsteiger, aber mit kompetenter Planung, Engagement und einem gewissen Maß an Mut und Risikobereitschaft ist man für den Markteintritt gut gerüstet.
Überlegung #5: Nutzen Sie das Potenzial – jetzt oder nie!
Die E-Mobilität wird bleiben, und da sich viele Akteure bereits als Wettbewerber auf dem Markt positionieren, wird das Zeitfenster von Tag zu Tag kleiner. Und obwohl einige Fragen in Bezug auf Elektrofahrzeuge noch ungelöst sind – insbesondere der hohe Ressourcen- und Finanzbedarf bei der Herstellung von Batterien oder die vergleichsweise langen Entwicklungszeiten –, sind diese Faktoren nicht die einzigen, die berücksichtigt werden müssen, wenn es um den richtigen Zeitpunkt für den Markteintritt geht.
Denn jetzt ist der richtige Zeitpunkt! Die E-Mobilität wird sich nur noch weiter in immer mehr Segmente des Fahrzeugmarktes integrieren und voraussichtlich in spätestens 20 bis 30 Jahren den Verbrennungsmotor als weltweit dominierenden Fahrzeugtyp ablösen. Gerade jetzt treten neue Teilnehmer in einen Markt ein, der sich noch im Konsolidierungsprozess befindet – es gibt also noch Gelegenheiten, sich im EV-Geschäft einen Namen zu machen.
1: Mehr dazu: The electric vehicle market and why you should enter it right now!
WARUM SIE JETZT IN DEN ELEKTROAUTO-MARKT EINSTEIGEN SOLLTEN!
Elektroautos sind im Begriff, die dominante Kraft am globalen Fahrzeugmarkt zu werden: Im Rahmen aktueller Emissionsstandards und künftiger Klimaziele und -initiativen wird die Entwicklung emissionsfreier Antriebe in der Fahrzeugindustrie immer wichtiger und in absehbarer Zeit auch notwendig. Unter den alternativen Antrieben sind BEVs (Battery-electric vehicles) im Jahr 2023 besonders relevant.
Hinzu kommen günstige finanzielle Bedingungen und ein erhöhtes Interesse an nachhaltiger Mobilität, welche das Bewusstsein und die Nachfrage unter der Endkundschaft nach E-Fahrzeugen stark steigen lassen. Zwischen höheren Spritpreisen, steuerlichen Anreizen und der wachsenden Sorge um Luftqualität und Ressourcenknappheit wird E-Mobilität attraktiver als jemals zuvor.
Für Fahrzeugfertiger – egal ob etablierter OEM oder Marktneueinsteiger – bedeutet dies: Der E-Auto-Markt kann in keinem Programm und aus keiner Unternehmensstrategie mehr außer Acht gelassen werden. Um in der Fahrzeugindustrie von heute Erfolg zu haben, ist es unabdingbar, über aktuelle Trends und Entwicklungen am E-Auto-Markt im Bild zu bleiben.
Das Ziel dieses Artikels ist es, einen Überblick über die E-Automobilindustrie und deren Wachstum sowie über E-Fahrzeug-Statistiken und -Marktanteile zu geben.
Der Mobilitätswandel begünstigt den Markteintritt neuer Fahrzeug-Hersteller
Während OEMs ihre Flottenstrategien stetig in Richtung E-Mobilität treiben, bietet die Transformation auch einer Vielzahl an neuen Marktteilnehmern Gelegenheiten, sich Anteile zu sichern: Chinesische OEMs, Automotive Startups und andere Neueinsteiger betreten den Markt mit innovativen Konzepten und Nischenideen, erhöhen so die Produktvielfalt am Elektroauto-Markt und garantieren eine kontinuierliche Bewegung in Richtung neuerer und besserer E-Mobilitätslösungen.
Dennoch: Der EV-Markt wird von Tag zu Tag umkämpfter und die Optionen für neue Player werden allmählich ausgedünnt. Wer sich ein Stück vom Kuchen sichern möchte, sollte also unbedingt jetzt agieren!
Die Politik fördert emissionsfreie Antriebsarten
In vielen Ländern wurden in den vergangenen Jahren Anreize zur Attraktivierung emissionsfreier Antriebsarten gesetzt – CO2-Emissionsstandards, Null-Emissions-Fahrzeug-Mandate und (partielle) Verbote von Verbrennern bzw. fossilen Brennstoffen, steigende Investitionen in die Elektroauto-Infrastruktur und Förderungen für die Fertigung von E-Autos, um nur ein paar zu nennen. In Europa, China und – zu einem etwas geringeren Grad – Nordamerika setzt die E-Mobilität ihren Wachstumskurs so ungehindert fort.
Mehrere Staaten streben die Elektrifizierung ihres Verkehrs an
Auf Basis der globalen E-Fahrzeug-Prognose für 2021 sehen wir, dass:
- mehr als 20 einzelne Länder Elektrifizierungsziele oder Verbote für Verbrennungsmotoren haben,
- acht Länder sowie die Europäische Union Null-Emissions-Versprechen angekündigt haben – die EU möchte diese bis 2050 erreichen,
- China bis 2060 ebenfalls den Ausstieg aus den fossilen Brennstoffen plant.
Schon jetzt steigt der Anteil von E-Fahrzeugen weltweit rasant an. Bis 2030 sind global 35 % der Fahrzeuge elektrisch betrieben
Schon jetzt steigt der Anteil von E-Fahrzeugen weltweit rasant an. Bis zum Jahr 2030 soll der Marktanteil von Elektroautos laut dem IEA Global EV Data Explorer von knapp 5 % im Jahr 2020 auf über 35 % ansteigen.
Der Löwenanteil der insgesamt 12 Millionen produzierten E-Fahrzeuge (Stand: 2020) wird in Europa und China verkauft – gerade der chinesische Markt hat sich als der größte Markt für E-Autos weltweit etabliert. Ein Einstieg für neue Marktteilnehmer wird sich dennoch als schwierig gestalten, da der chinesische Markt neben strikten Vorgaben und hoher Zentralisierung mittlerweile auch selbst von etablierten, starken und qualitativen, innovativen Fahrzeugmarken bevölkert wird.
Umgekehrt sind es jedoch chinesische OEMs, die in den anderen Regionen der Erde zunehmend stärker auftreten. Neben China bzw. Ostasien sind besonders die Märkte in Europa und Nordamerika zu nennen, die großes Potenzial aufweisen.E-Mobilität wird in der Herstellung wie auch am Markt leistbarer
Die steigende Beliebtheit elektrischer Antriebe ist jedoch nicht nur rein politischen Gründen geschuldet. Auch das Innenleben der Fahrzeuge und speziell deren Batterie wurde in den letzten Jahren erheblich günstiger. Vor nur fünf Jahren waren E-Auto-Batterien in der Produktion gut dreimal so teuer wie heute.
Zugleich stieg die Leistung der Batterien in den letzten Jahren merklich an. Einige State-of-the-Art-Modelle ermöglichen mittlerweile theoretische Reichweiten, die auch mit Verbrennern mithalten können. Dazu verdichtet sich das E-Ladestationsnetzwerk täglich weiter – für kurze und mittlere Streckenabschnitte können E-Autos Verbrenner mittlerweile zuverlässig ersetzen.
Die Konsumausgaben für Elektromobilität steigen
Angebot und Leistung von E-Autos sind gestiegen, während Anschaffungskosten gesunken sind. Infolgedessen ist auch die Bereitschaft der Endkundschaft gestiegen, E-Autos zu erwerben. Die Zahlen aus dem Global EV Outlook 2021 zeigen etwa allein in den letzten zwei Jahren einen beeindruckenden Anstieg: Betrugen die Ausgaben für E-Fahrzeuge in 2018 etwa 70 Milliarden US-Dollar, sind sie bis 2020 auf 120 Milliarden US-Dollar angestiegen.
Der größte Anteil dieser Ausgaben entfällt auf batterieelektrische Fahrzeuge, denen gerade im Individualverkehr ein hoher Marktanteil prognostiziert wird. Der Mobilitätswandel auch außerhalb des klassischen Pkws bietet eine Fülle an Marktnischen und Anwendungsbereichen.
Der Elektroauto-Markt bietet mehr Nischen für alte wie neue Player
Alternative Antriebsarten – also neben BEVs auch etwa wasserstoffbetriebene Fahrzeuge wie PHEVs – werden aktuell für eine Vielzahl an Anwendungsbereichen entwickelt und getestet. PHEVs etwa sind aufgrund ihrer hohen Reichweite und guten Energieeffizienz für den Fernverkehr interessant. Ebenso bietet der gegenwärtige Trend zu SUVs die Möglichkeit, größere – und somit leistungsstärkere – Batterien in den Fahrzeugen zu integrieren.
Innovative Konzepte werden dabei sowohl von OEMs als auch von neuen Markteinsteigern verfolgt und umfassen alle Sparten alternativer Mobilität – von „klassischen“ Aspekten wie Sicherheit, Leistung und Reichweite über die signifikante Rolle von In-Car-Software bis hin zu umfassenden Ladestrategien bringen alte wie neue Player ihre Konzepte und Visionen auf den Markt.
Im Vergleich zum „klassischen“ Verbrenner-Markt besticht der Elektroauto-Markt also insbesondere durch sein hohes Maß an Heterogenität: Fahrzeuge sind spezialisierter und individualisierter als je zuvor und sowohl batterieelektrische Fahrzeuge als auch andere alternative Antriebsmöglichkeiten eröffnen neue Use Cases – und somit auch neue Marktanteile mit spezifischeren Kundensegmenten.
Fazit: Fahrzeug-Hersteller können den Elektroauto-Markt nicht mehr ignorieren
Bevor Automotive Startup-Gründer_innen also ihren Start in den Elektroauto-Markt planen, sollten sie sich genau darüber Gedanken machen, welche Nische ihr Fahrzeug in diesem Markt einnehmen wird: Wie sieht ihre Vision aus? Welche Features machen ihr Auto einzigartig? Wie groß/klein ist ihre Wunschzielgruppe? Und welche Antriebsart eignet sich am besten für ihren Use Case?
Um diese und all die anderen Fragen zu beantworten, die beim Eintritt in den E-Fahrzeug-Markt aufkommen können, bedürfen Automotive Startups eines soliden und klar definierten Business Cases sowie umfangreicher, im Vorfeld durchgeführter Marktstudien rund um Marktsegment, Konkurrenten Und Zielgruppen.
Unabhängig davon, welche Eintrittsstrategie Neue Marktteilnehmer letztendlich verfolgen: Jetzt ist der beste Zeitpunkt, um diese in die Tat umzusetzen! Der Elektroauto-Markt wächst auch 2023 mit einem rasanten Tempo. E-Mobilität wird von einer relevanten zu einer dominanten und schließlich zur „normalen“ Mobilitätsform werden. Entsprechend werden immer mehr Hersteller und immer mehr Modelle den Markt künftig bevölkern – Automotive Startups müssen schnell handeln, um sich die heiß umkämpften Marktanteile zu sichern.
WIE LANGE DAUERT DIE PRODUKTION EINES AUTOS? HIER IST DER SCHNELLSTE WEG
Es ist klar, dass die Produktion eines Autos von Grund auf ein komplexes, zeitaufwendiges und kostenintensives Unterfangen ist. Neue Markteilnehmer fragen sich zu Recht, wie lange die Produktion eines Autos dauert – denn es gibt viele Faktoren, die schon lange vor einem erfolgreichen Markteintritt des Fahrzeuges berücksichtigt werden müssen. So viel vorweg: Selbst unter idealen Konditionen dauert es einige Jahre, bevor aus einer Fahrzeugvision ein serienmäßig produziertes Endprodukt wird.
Die gute Nachricht: Mithilfe einer klugen Entwicklungsstrategie kann die Zeit, die es dauert, um ein Auto zu bauen, merklich verkürzt werden. In diesem Artikel werden einige Best Practices aus der Fahrzeugentwicklung vorgestellt, mit denen Startups den Weg zur eigenen Automotive-Vision vereinfachen können.
Neueinsteiger, die also auf der Suche nach effizienten Möglichkeiten sind, ihr Auto ohne Qualitätseinbußen und ohne großen Zeit- und Kostenaufwand umzusetzen, finden hier ein paar Grundlagen, die ihnen den Markteinstieg erheblich erleichtern.
Arbeiten Sie mit erfahrenen Fahrzeug-Herstellern zusammen
Fahrzeug-Produktionspartner unterstützen Neueinsteiger auf dem Fahrzeugmarkt, indem sie ihnen technisches Knowhow und Produktionsanlagen zur Verfügung stellen – das sind die Eckpfeiler, um die Vision eines Fahrzeuges auf die Straße bringen zu können. Darüber hinaus stellen Engineering-Dienstleister ihre Entwicklungskapazitäten unterstützend zur Verfügung.
Beide erleichtern es, die Verbindungen zu Lieferanten (und manchmal zu Investor_innen) aufzubauen, und helfen neuen Marktteilnehmern damit, sich auf dem Fahrzeugmarkt zu etablieren. Allerdings können nur wenige Fahrzeug-Hersteller als echte One-Stop-Shops dienen, die sowohl Engineering- als auch Fertigungsressourcen bereitstellen und so die Produktionszeit eines Fahrzeuges erheblich reduzieren.
Der größte Kostenfaktor in der Automobilproduktion ist die Produktionsanlage selbst
Der Bau und die Inbetriebnahme von Entwicklungs- und Produktionsstätten – wie einer Hochleistungslackiererei oder einer Montagehalle – sind überaus zeit- und kostenintensiv. Wenn diese erst neu errichtet werden müssen, verlängert dies die Zeit, bis ein Auto fertig gebaut ist, immens.
Nicht zu unterschätzen sind jedoch auch die Systementwicklungskosten der zahlreichen Schlüssellieferanten, die für die Lieferung des Antriebsstranges, der Lenkung und Bremsen usw. verantwortlich sind. Auch der wachsende Bedarf für eine Gesamtfahrzeugs-E/E-Architektur (Elektrisch/Elektronische Architektur) sowie für immer vielseitigere Softwarefunktionen in den Bereichen ADAS, Fahrzeugsicherheit, Entertainment und IoT erfordert einen signifikanten Kostenaufwand.
Weiters muss ein Startup ein Kernentwicklungs- und Projektsteuerungsteam zusammenstellen, das im Mittelpunkt des gesamten Fahrzeugkonzeptes, der Entwicklung und des Produktionsprozesses steht. Der Aufbau und die erfolgreiche Arbeit eines solchen Teams erfordern weitere finanzielle Ressourcen. Da zusätzliche Faktoren (z. B. die Schaffung geeigneter Vertriebs- und After-Sales-Netzwerke) die finanzielle Belastung weiter erhöhen, reduziert die Zusammenarbeit mit einem Engineering-Dienstleister die Gesamtkosten für die Herstellung und Entwicklung eines Fahrzeuges erheblich.
Besser ein gut geplanter als ein früher Start
Die Frage, wie lange die Produktion eines Autos dauert, ist gerade für Marktneueinsteiger von tragender Bedeutung. Als neuer Player ist eine schnelle Time-to-Market (TTM) oft notwendig, um sich im innovationsgetriebenen Automotive-Markt überhaupt erst behaupten zu können. Neue Fahrzeugkonzepte allein reichen hier oft nicht aus – wichtiger ist es, diese so schnell wie möglich auf die Straße zu bringen, im besten Fall noch vor ihrer Konkurrenz.
Durch die einseitige Fokussierung auf eine kurze Time-to-Market kann jedoch die erforderliche Zeit fehlen, um bestimmte Prozesse des Projektes vollumfänglich von der Planung zur Umsetzung zu bringen. Beispielsweise wird ein After-Sales-Netzwerk vor der Produkteinführung nicht aktiv genutzt, der Aufbau eines solchen Netzwerkes erfordert dennoch Vorbereitungszeit, die bereits vor der Fahrzeugeinführung eingeplant werden muss. Daher ist es wichtig zu wissen, welche Aufgaben für den Projekterfolg notwendig sind, wo der Zeitplan optimiert werden kann und welche Prozesse wie vorgegeben ausgeführt werden sollen.
Nutzen Sie die Vorteile gemeinsamer Kapazitäten
Unter der Annahme, dass Marktneueinsteiger die gesamte Entwicklung von Fahrzeug und Werk völlig neu starten – das Fahrzeug also „von der grünen Wiese aus“ errichten (greenfield) –, wird das Projekt bis zur Marktreife über mehrere Jahre signifikante Geldmittel in Anspruch nehmen. Hinzu kommt, dass ein Großteil der Kosten bereits nach ca. 1,5 Jahren anfällt, die Rendite (also der Cashflow aus Fahrzeugverkäufen) aber erst nach Produktionsstart generiert werden kann.
Obwohl es viele Vorteile einer greenfield-Strategie gibt, überwiegt das kurzfristige Kostenrisiko die langfristigen Benefits einer solchen Entscheidung bei Weitem – insbesondere für Neueinsteiger. Schnell steigende Kosten in der frühen Phase erhöhen das Ausfallrisiko, bevor die langfristigen Vorteile überhaupt wirksam sind.
Die gemeinsame Nutzung von Kapazitäten und die Zusammenarbeit mit einem etablierten Partner (brownfield), der Einrichtungen, Teams und Erfahrung sowie ein etabliertes Netzwerk von Lieferanten und Herstellern gleichermaßen zur Verfügung stellen kann, reduziert die finanzielle Belastung in dieser kritischen Vorbereitungszeit erheblich. So können die größten Kostentreiber in der Fahrzeugentwicklung gedämmt werden.
Gemeinsam genutzte Kapazitäten beschleunigen also nicht nur den Entwicklungs- und Produktionsprozess selbst um mehrere Monate, sondern ermöglichen auch einen deutlich schnelleren Ausgleich der Nettoverluste. Marktneueinsteiger sollten diese Option daher auf jeden Fall in Betracht ziehen.
Ziehen Sie eine gemeinsam genutzte Fahrzeugplattform in Betracht
Die Fahrzeugplattform ist die strukturelle Basis eines Fahrzeuges und umfasst in der Regel Fahrgestell, Motor und – bei Elektrofahrzeugen – Batterie sowie die Starkstrom- und große Teile der Niederspannungskonstruktion eines Fahrzeuges. Fahrzeugplattformen wurden von erfahrenen Spezialisten entwickelt und im Laufe der Jahre an vielen Fahrzeugvarianten getestet und industrialisiert.
Eine bestehende Plattform zu lizenzieren, bringt gewisse Einschränkungen in Bezug auf die technische Freiheit mit sich, doch dafür verringern sich die Markteinführungszeit und Entwicklungskosten des Projektes zum Teil entscheidend. Startups können so die hohen einmaligen Kosten vermeiden, die entstehen, wenn Fahrzeuge innerhalb eines begrenzten Zeitraumes und ohne Vorerfahrung von Grund auf neu konzipiert werden.
Abhängig von den genauen Lizenzvorgaben kann eine Plattform auch weiter auf die eigenen Anforderungen zugeschnitten werden, um der Fahrzeugvision ihres Lizenznehmers zu entsprechen. Da eine Plattformlizenz zum größten Teil nur die nicht sichtbaren Teile eines Fahrzeuges abdeckt, können jene Komponenten individualisiert werden, welche für den Markenwiedererkennungswert des Fahrzeuges von besonders tragender Rolle sind – etwa die Außen- und Innenverkleidungen oder die In-Car-Software bzw. das HMI des Fahrzeuges.
Ebenso wird die Entwicklungszeit von Komponenten merklich reduziert, da hier auf jene Komponenten zugegriffen werden kann, die sich bereits für andere Fahrzeugmarken als effizient erwiesen haben. Eine gemeinsame Plattform ist zudem bereits an ein etabliertes Lieferantennetzwerk angebunden – ein Vorteil, der sich auch auf die Entwicklung von Folgefahrzeugen überträgt.
Beziehen Sie mehrere Derivate in Ihre Plattformplanung mit ein
Die Entwicklung von Derivaten ist in der Regel deutlich weniger zeit- und kostenintensiv, da viele Elemente der vorangegangenen Fahrzeugentwicklung wiederverwendet werden können. Eine Fahrzeugplattform bleibt aus technologischer Sicht generell über mehrere Jahre hinweg aktuell. Sie kann daher schnell als Basis für mehrere Derivate des ursprünglich entwickelten Fahrzeuges dienen.
Fahrzeugentwickler können durch den Einsatz von Derivaten ihre verfügbaren Ressourcen voll ausnutzen und mehrere Modelle zu einem wesentlich geringeren Entwicklungsaufwand konzipieren – eine Strategie, von der gerade Marktneueinsteiger besonders stark profitieren.
Ihr künftiges Netzwerk in der Automobilindustrie
Alle diese Ansätze helfen Automotive Startups dabei, die Fahrzeugvision zu verwirklichen sowie den Zeit- und Ressourcenaufwand für die Produktion ihres Autos zu reduzieren. Dennoch sind diese Tipps kein Garant für den Erfolg am Markt: Eine klare Vorstellung vom Produkt und dem Markt, auf dem es funktionieren soll, die Unterstützung von Investor_innen, der Aufbau von Lieferketten, Vertriebs- und After-Sales-Management, die Suche nach geeigneten Partnern und natürlich ein eigenes Team, das sich um Planung, Organisation und Branding kümmert, werden in jedem Fall vonnöten sein, um mit der eigenen Fahrzeugvision am Markt langfristig bestehen zu bleiben.
Der Erfolg der Fahrzeugentwicklung hängt natürlich auch von externen Faktoren ab – konkret dem Netzwerk, in welchem sich das Unternehmen festigen möchte. Dieses Netzwerk und die Herausforderungen, die dieses gegenüber Marktneueinsteigern bereithalten kann, werden jedoch in einem eigenen Artikel genauer beleuchtet.
SO BAUEN SIE IHR ZUKÜNFTIGES NETZWERK IN DER AUTOMOBILINDUSTRIE AUF
Die Entwicklung und Produktion eines Fahrzeuges erfordert eine Vielzahl an Ressourcen, Kontakten, Arbeitskräften und Expert_innen, die in ihren jeweiligen Verantwortungsbereichen hervorragende Leistungen erbringen. Auf systematischer Ebene sind all diese Prozesse der Automobilindustrie in einem großen Netzwerk organisiert. Ein derartiges Automotive-Netzwerk aufzubauen, sollte zu den ersten großen Zielen gehören, die sich Marktneueinsteiger im Rahmen Ihres Fahrzeugprojektes setzen.
Grundlegendes zu Automobilindustrienetzwerken
Im Wesentlichen beschreibt ein Automotive-Netzwerk die Gesamtheit der einzelnen Akteure und Prozesse, die im Rahmen der Fahrzeugindustrialisierung für die Erfüllung bestimmter Aufgaben benötigt werden. Innerhalb dieses Netzwerkes existieren mehrere Prozesse, die um die jeweiligen Aufgaben organisiert sind.
Die Elemente eines Automobilindustrienetzwerkes werden ihrerseits wieder in zwei großen Gruppen geclustert. Diese betrachten wir im Folgenden genauer.
Die 4 Gestaltungsprozesse der Führung innerhalb eines Automobilindustrienetzwerkes
Bei der Entwicklung eines Fahrzeuges konkretisieren die meisten Marktneueinsteiger zunächst ihre Produktidee. Um diese allerdings vollständig verwirklichen zu können, muss sie in ein größeres System von Management- und Kommunikationsprozessen integriert werden. Diese Struktur muss vom New Entrant von Grund auf neu etabliert werden – ihre einzelnen Unteraufgaben werden im Folgenden als Gestaltungsprozesse der Führung bezeichnet.
Insgesamt vier Elemente lassen sich dieser Gruppe zuordnen:
Das Geschäftsmodell und die Geschäftsprozesse
Das erste dieser vier strukturellen Elemente umfasst das grundlegende Geschäftsmodell, das als Basis für das spätere Fahrzeuggeschäft und die Marke dient. Der Aufbau des Geschäftsmodells erfordert einen Überblick über alle relevanten Geschäftsprozesse, eine Skizzierung des jeweiligen Business Cases und das notwendige Wissen über den Zielmarkt, einschließlich einer Einschätzung des potenziellen Marktanteils.
Die Marken- und Marketingstrategie
Das zweite der vier strukturellen Elemente umfasst die zukünftige Marken- und Marketingstrategie für das Fahrzeug. Diese Systeme dienen dazu, eine Verbindung zwischen dem Automotive Startup und seinen künftigen Kund_innen, Stakeholder_innen, Partnern und Investor_innen herzustellen. Die Aufgabe dieser Systeme besteht im Wesentlichen darin, die Art und die Inhalte zu definieren, welche die Kommunikation des Fahrzeuges nach außen umfassen.
Neben dem Produktnamen und der Story umfasst die Marken- und Marketingstrategie auch den USP (Unique Selling Proposition) für die Marke und dessen anschließende Kommunikation an die Öffentlichkeit. Im Wesentlichen steht eine grundlegende Frage im Zentrum aller Prozesse dieses Elements: Was genau bekommen Käufer_innen, wenn sie das Produkt kaufen?
Die Kostenanforderungen, die das Geschäftsmodell sowie die Marken-/Marketingstrategie stellen, werden in der Praxis oftmals unterschätzt – dennoch sind sie für den internen und externen Auftritt eines Unternehmens unverzichtbar.
Das Investor_innenmanagement
Das dritte strukturelle Element betrifft das Management von Investor_innen. Die Suche nach geeigneten Investor_innen ist in der Regel ein notwendiger Schritt für jeden Marktneueinsteiger, um den Fortbestand der eigenen Fahrzeugvision abzusichern. Besonders zu Beginn dieses Pfades sind die finanziellen Anforderungen oftmals besonders fordernd.
Investor_innen von der eigenen Vision zu überzeugen, erfordert dabei nicht nur, dass das Automotive Startup mit Charisma, einer innovativen Idee und einer klaren Product Identity auftaucht – vielmehr erwarten sie hinter einer Idee vor allem einen soliden Business Case sowie einen realistischen Plan für das Projekt. Der Aufbau (und Erhalt) eines Investor_innennetzwerkes ist ein großer Meilenstein, der erreicht werden muss – ein Meilenstein, der Vorbereitung und Überzeugungskraft verlangt.
Vertrieb, After Sales und Servicesysteme
Das vierte strukturelle Element umfasst die Aufgaben, die nach der Serienproduktion anfallen – also das Vertriebs- und After-Sales-Netzwerk sowie Serviceleistungen. Sobald das Fahrzeug auf den Markt kommt, ist eine kohärente und hochwertige Kund_innen- sowie Produktbetreuung zwingend erforderlich. Verkauf, Wartung, Service usw. müssen bereits zu Projektbeginn geplant werden, da diese Systeme stark von externen Partnern geprägt sind, die ihrerseits für die Integration des Fahrzeuges in ihre eigenen Prozesse ebenfalls eine gewisse Vorlaufzeit benötigen.
Darüber hinaus muss das Wissen über den Kund_innenstamm regelmäßig erhoben und bewertet werden, um neue Kund_innen zu gewinnen, neue Märkte zu erschließen sowie bestehende Kund_innen zufriedenzustellen.
Die 4 operativen Produktentstehungsprozesse innerhalb eines Automobilindustrienetzwerkes
Während die strategischen Elemente der Führung die netzwerkbezogenen Aufgaben eines Fahrzeugprojektes umfassen, liegt der Schwerpunkt der operativen Produktentstehungsprozesse (wie schon der Name verrät) im eigentlichen Produkt – also dem Fahrzeug selbst. Im Rahmen dieser Prozesse wird die Produktidee des Fahrzeugproduzenten also in konkrete Produkteigenschaften übersetzt.
Auch diese Gruppe lässt sich in vier Elemente unterteilen:
Die Konzeptentwicklung bzw. das Produktmanagement
Der erste operative Produktentstehungsprozess ist das Produktmanagement bzw. die Konzeptentwicklung. Hier wird die Fahrzeugidee auf Basis der Produktvision ausdefiniert. Das bedeutet, dass die Vorstellungen und Wünsche des Marktneueinsteigers sowie die geplanten Alleinstellungsmerkmale des Fahrzeuges in zu erreichende messbare Kennzahlen und Entwicklungsziele (Vehicle Targets) überstellt werden.
Natürlich setzt dieser Prozess auch eine umfassende Analyse der Markt- und Konkurrenzsituation voraus, die im Rahmen der zuerst durchgeführten Machbarkeitsstudie eingehend erhoben werden.
Die Konzeptentwicklung endet mit der Zusammenfassung und Bestätigung der Produktziele im Rahmen des Target Agreements.
Die Produktentwicklung
Die Produktentwicklung erfolgt als zweiter Produktentstehungsprozess direkt nach Abschluss der Konzeptentwicklung. Im Rahmen dieser Phase werden aus den Gesamtfahrzeugzielen im Rahmen zahlreicher Spezifikationsschritte auf einzelne Systeme und spätere Komponenten zugeschnittene technische Anforderungen, die anschließend in verschiedene Lastenhefte überstellt werden. Lastenhefte werden für die jeweiligen Systemlieferanten erstellt.
Einkauf und Supply-Chain-Management
Der dritte Produktentstehungsprozess umfasst den Einkauf und das Supply-Chain-Management. Die durch das Lieferantennetzwerk anfallenden Kosten haben einen maßgeblichen Einfluss auf den Verkaufspreis des Endfahrzeuges – deshalb muss von Anfang an für die Stabilität der Lieferkette und des gesamten Geschäftsnetzwerkes gesorgt werden. Nur so kann sichergestellt werden, dass die Produkte in der richtigen Qualität, zum richtigen Preis und zur richtigen Zeit geliefert werden.
Der Aufbau, der Erhalt und die Qualitätskontrolle eines verlässlichen Lieferantennetzwerkes erfordern kontinuierliche Bemühungen. Doch nur so können die richtigen Preise und Versorgungsrahmen gesichert werden, die für eine konstante, qualitativ hochwertige Automobilproduktion erforderlich sind.
Die Fahrzeugproduktion
Der letzte Produktentstehungsprozess ist schließlich die eigentliche (Serien-)Produktion des Fahrzeuges – eine komplexe und ressourcenintensive Angelegenheit, die sich nahtlos an die vorangegangenen Entwicklungs- und Industrialisierungsprozesse anschließen sollte. Sofern klug konzipiert, bietet die Serienfertigung großes Optimierungspotenzial.
Generell können alle operativen Produktentstehungsprozesse vom Marktneueinsteiger selbst übernommen werden – alternativ ist hier auch eine Auslagerung an erfahrene Unternehmen und Hersteller möglich. Ein derartiger Schritt bietet viele Vorteile – vor allem, da diese Partner bereits selbst über umfangreiche Netzwerke in der Automobilindustrie verfügen. Natürlich ist auch hier darauf zu achten, dass der gewählte Entwicklungs- und Produktionspartner die erforderlichen Services anbietet und die notwendigen Kompetenzen und Erfahrungen aus der Fahrzeugindustrie mitbringt.
Wie kann ein Netzwerk in der Automobilindustrie etabliert werden?
Der Einstieg in ein neues Geschäftsfeld ist nicht einfach, denn sogar scheinbar simple Probleme haben das Potenzial dazu, Neueinsteiger auf ihrem Weg auf den Markt aus der Bahn zu bringen.
Eine der wohl größten Herausforderungen vieler New Entrants liegt darin, dass die oben erklärten Prozesse – obwohl sie teils sequenziell zum Einsatz kommen – parallel etabliert werden müssen. Das bedeutet: Auch wenn das Vertriebs- und After-Sales-Netzwerk nicht von Tag eins des Projektes an benötigt wird, so sind dessen Anforderungen für einen reibungslosen Ablauf dennoch schon zu Beginn des Projektes relevant. Die Wartbarkeit einzelner Teile etwa wird in der Entwicklungsphase erstmals definiert, hat jedoch Auswirkungen auf die Zufriedenheit von Service-Partnern und Endkund_innen – und infolgedessen auch auf den Ruf der Fahrzeugmarke.
Dieses Prinzip des Simultaneous Engineering ist in der Fahrzeugindustrie allgegenwärtig: Der Weg einer Automotive Idea vom Reißbrett auf die Straße ist keine lineare Abfolge einzelner Schritte, sondern ein gleichzeitiges Aufstellen aller Pfeiler eines zusammenhängenden Netzwerkes.
Um einen kontinuierlichen Arbeitsablauf zu ermöglichen, ist es notwendig, die benötigten Expert_innen für die entsprechenden Prozesse ins Boot zu holen, ohne dabei das gesamte Netzwerk aus den Augen zu verlieren. Schließlich kann ein Fahrzeug nur dann am Markt erfolgreich sein, wenn die Kund_innenzufriedenheit mit dem Produkt gegeben ist und der neue Marktteilnehmer die Kund_innenanforderungen und -Wünsche im Auge behält.
Der Aufbau des Automotive-Netzwerkes erfordert Expertise und Weitsicht
Alle oben genannten Komponenten sind grundlegend für die Verwirklichung einer automobilen Vision, damit sie auf dem Weg zur Markteinführung des Fahrzeuges ihr volles Potenzial entfalten kann. New Entrants sollten also schon von Anfang an eine klare Vorstellung von ihrem späteren Unternehmen und ihrem Fahrzeug haben.
Ein Automobilunternehmen zu gründen und das Fahrzeug auf die Straße zu bringen, erfordert unternehmerischen Mut sowie klare Prozesse und Abläufe, die die Verantwortlichkeiten für jeden spezifischen Bereich genau beschreiben. Neueinsteiger müssen sich auf das Knowhow und die Projektkompetenz ihrer Partner und der von ihnen eingesetzten Expert_innen verlassen können. Dazu muss eine gemeinsame Basis geschaffen werden, die auf offener Kommunikation und dem effizienten Austausch von Fachwissen aufbaut. Existiert diese Basis, wird auch der große Sprung in den Automotive-Markt möglich.
5 FRAGEN, DIE JEDER AUFTRAGSHERSTELLERN AN EIN AUTOMOTIVE STARTUP STELLT
Während Automotive Startups ihr Automobilindustrienetzwerk etablieren, stellt sich natürlich auch die Frage nach einem Auftragshersteller. Von der Konzeptentwicklung bis zur Serienfertigung kann ein externer Partner eine unersetzliche Hilfestellung für den Fahrzeugentstehungsprozess bieten.
Allerdings kooperieren Auftragshersteller nicht so einfach mit jedem Startup, das ihnen ihr Fahrzeugkonzept vorstellt. Gegenüber stehen sich hier für gewöhnlich zwei Parteien – Startup und potenzieller Partner –, die voneinander nur wenig wissen. Ein potenzieller Entwicklungs- und Fertigungspartner wird im Vorfeld einiges über den neuen Marktanbieter erfahren wollen, bevor er sich für oder gegen eine Zusammenarbeit entscheidet.
Auftragshersteller stellen daher einige Schlüsselfragen an das Automotive Startup, bevor sie sich auf eine Kooperation einlassen. In diesem Artikel werden grundlegende Richtlinien für Automotive Startups präsentiert, die dabei helfen sollen, die fünf wichtigsten Fragen von Auftragsherstellern zu beantworten.
Frage #1: Wie will das Automotive Startup die Finanzierung seines Fahrzeugprojektes sicherstellen?
Ein Fahrzeug auf die Straße zu bringen, kostet viel. Und auch wenn es einige Möglichkeiten gibt, die anfängliche Finanzierungslast zu mildern, so benötigt es dennoch eine hohe Summe an Geld, bevor aus einer Produktvision ein serienreifes Fahrzeug wird. Eine neue Fahrzeugmarke wird einige Jahre lang keine schwarzen Zahlen schreiben – zumindest bis die Verkäufe die Entwicklungskosten amortisieren.
Startups sollten daher nicht nur über die benötigten Finanzen für den Start der Konzeptentwicklung verfügen, sondern auch einen Plan für die finanzielle Situation bis zum SOP (Start of Production) haben. Auftragshersteller möchten hier natürlich wissen,
- wie die aktuellen Ressourcen des Startups aufgestellt sind,
- wie viel Geld es brauchen wird, um die Fahrzeugvision umzusetzen und
- welche Investor_innen sie an Bord holen möchten oder bereits geholt haben.
Ohne einen realistischen und gut durchdachten Finanzplan, der mehrere Jahre abbildet, werden Auftragshersteller das Risiko und damit die Zusammenarbeit als Fahrzeug-Produktionspartner wahrscheinlich ablehnen – daher sollten Startups ihr Budget von Anfang an gut im Griff haben.
Frage #2: Auf welchem Markt will das Automotive Startup sein Fahrzeug verkaufen?
Eine durchgeführte Marktstudie ist eine wichtige Basis für jeden neuen Marktanbieter – bestenfalls kennt er seinen Zielmarkt bereits in- und auswendig, bevor die Suche nach Partnern beginnt. Natürlich bedeutet das auch, dass jeder potenzielle Produktionspartner genau über den geplanten Markt und die Zielgruppe des Automotive Startups Bescheid wissen möchte: Sprich, ein Auftragshersteller erwartet hier einen klaren Geschäftsplan, in dem folgende Informationen keinesfalls fehlen dürfen:
- Kennzahlen zu Konkurrenten, Trends und Entwicklungen am Zielmarkt
- die erwartete Marktperformance und ein vorläufiges Produktionsvolumen
- die erwartete Umsatzentwicklung bzw. Verkaufszahlen des neuen Fahrzeuges
- der geplante Preis des Fahrzeuges
All diese Fragen sollte ein Automotive Startup beantworten können, wenn es mit der Suche nach einem Fahrzeug-Produktionspartner startet. Und nach dem Projekt-Pitch sollte auch der Auftragshersteller die Antworten auf all diese Fragen kennen.
Frage #3: Welche Lieferanten hat das Automotive Startup aktuell berücksichtigt?
Abgesehen von den Finanzen, ist es für einen erfolgreichen Fahrzeug-Launch auch notwendig, ein Netzwerk an Systemlieferanten aufzubauen. Potenzielle Produktionspartner werden wissen wollen, welche Lieferanten ein Startup im Sinn hat, mit welchen es bereits in Kontakt steht und ob diese Lieferanten einer Partnerschaft auch zustimmen würden.
Ebenso wird der Auftragshersteller Informationen über die Preisgestaltung der einzelnen Systeme bzw. Komponenten verlangen. Sind diese Informationen nicht vorhanden, sollte das Startup stattdessen eine Strategie zur Einholung der benötigten Daten präsentieren. Die Preisgestaltung trägt maßgeblich zu den errechneten Kosten des Fahrzeuges bei – neue Marktteilnehmer sollten sich also möglichst früh daran machen, die ersten Angebote von Lieferanten einzuholen.
Natürlich beziehen sich diese Fragen genauso auf das zukünftige Vertriebsnetz: Jeder neue Marktanbieter, der nach einem Fahrzeug-Produktionspartner sucht, sollte in der Lage sein, auch das Verkaufsnetz abzubilden, welches ihm vorschwebt. Auch hier sollte er eine Idee zur künftigen Preisgestaltung haben.
Frage #4: Wie sieht der Zeitplan aus, der die Kooperation zwischen Automotive Startup und Auftragshersteller festlegt?
Einen Auftragshersteller zu finden, ist nur der erste Schritt auf dem Weg zur Marktreife. Automotive Startups sollten daher auch den ungefähren Zeithorizont nach dem Kick-off im Kopf haben. Natürlich variiert die Fahrzeugentwicklungszeit je nachdem, welche technischen Spezifikationen das Auto letztendlich umfasst. Aber sofern Systemlieferanten, Investor_innen und die grundlegenden Rahmenbedingungen der Fahrzeugentwicklung feststehen, kann ein Startup seinem potenziellen Produktionspartner auch einen umfassenden und detaillierten Zeitplan präsentieren.
Selbstverständlich gibt es auch einige Zeitangaben und Zahlen, die ein neuer Marktanbieter nicht haben kann. Für diese Informationen braucht es das Wissen und die Einsichten eines etablierten Auftragsherstellers. Um den Plan vervollständigen zu können, sind Auftragshersteller aber generell dazu bereit, dem Startup die notwendigen Informationen vorab zu übermitteln.
Frage #5: Ist das Automotive Startup ein zuverlässiger Partner für den Auftragshersteller?
Selbst der beste Pitch führt nicht zu einer erfolgreichen Kooperation, wenn ein wichtiger Punkt fehlt: ein gemeinsames Level in Sachen Zuverlässigkeit und Kooperation. Es ist wichtig, dass sowohl das Automotive Startup als auch der Auftragshersteller auf einem gewissen Maß an gegenseitigem Vertrauen aufbauen können, da die Entwicklung eines Fahrzeuges enorme Organisationsfähigkeit und einen hohen Grad an Sorgfalt erfordert.
Dies trifft natürlich auch auf Investor_innen, Lieferanten und andere Partner zu. Für jede erfolgreiche Kooperation braucht es Zuverlässigkeit als wichtigste Grundlage, auf der die Partnerschaft zwischen einem Marktneueinsteiger und all seinen Partnern aufgebaut sein sollte.
Nach dem Onboarding: Gemeinsam mit dem Auftragshersteller zur Machbarkeitsstudie
Nachdem ein Auftragshersteller erfolgreich an Bord geholt wurde, stehen dem Automotive Startup die Infrastruktur sowie das technische und industrielle Knowhow zur Verfügung, um sein Fahrzeugprojekt zu realisieren. Ein starker Fahrzeug-Produktionspartner wird sich als entscheidend in Hinblick darauf erweisen, um die noch folgenden, zunehmend komplexeren Aspekte der Fahrzeugentwicklung und -fertigung zu meistern. Zu diesen Aufgaben zählt auch die Machbarkeitsstudie, die im Regelfall als nächstes durchgeführt wird.
MACHBARKEITSSTUDIE: IN 4 SCHRITTEN IHR FAHRZEUGPROJEKT VALIDIEREN
Die Vorteile einer Machbarkeitsstudie
Eine Machbarkeitsstudie bringt dem Startup einige entscheidende Erkenntnisse:
- Sie zeigt alle Risiken auf, die während der Realisierung des Fahrzeuges anfallen können.
- Sie bietet Startups einen konkreten Aufgabenplan und hilft somit bei der Koordination von Teams und Deadlines.
- Gleichzeitig dient sie auch als Garantie für potenzielle Produktionspartner sowie Investor_innen, da sie diesen anhand konkreter Fakten und Zahlen zeigt, ob sich die Kooperation mit dem Startup rechnet.
Es wird empfohlen, eine Machbarkeitsstudie in Zusammenarbeit mit einem etablierten und erfahrenen Fahrzeug-Produktionspartner durchzuführen.
Abhängig von der Größe Ihres Projektes dauert die Durchführung ein paar Monate und erspart eine erhebliche Menge an Kosten. In Relation zu den Gesamtkosten der Fahrzeugentwicklung ergibt sich durch die Machbarkeitsstudie ein vorteilhafter, effektiver Mehrwert.
Die 4 Schritte, die Automotive Startups im Rahmen einer Machbarkeitsstudie durchlaufen
Obwohl eine Machbarkeitsstudie eine Vielzahl an kleineren und großen Aufgaben umfasst, können diese grundsätzlich in vier große Schritte eingeteilt werden:
Schritt #1: Die Machbarkeitsstudie validiert die Fahrzeugvision
Allen voran dient die Machbarkeitsstudie dem Zweck, die Produktvision eines Marktneueinsteigers zu valideren. Entsprechend werden alle Aspekte der späteren Entwicklung und Industrialisierung in der Studie gesammelt, berücksichtigt und bewertet, darunter z. B.:
- Kennzahlen und Trends am Zielmarkt
- das geplante Entwicklungsumfeld
- geplante Features bzw. deren Realisierbarkeit
- technische Anforderungen und Benchmarks des Fahrzeuges
- künftige Derivate
- zahlreiche weitere Besonderheiten, die besonders für die Industrialisierung der Fahrzeugvision beachtet werden müssen
Schritt #2: Die Machbarkeitsstudie definiert Entwicklungsziele und mögliche Konflikte
Im Rahmen einer Machbarkeitsstudie werden Ziele und Strategien für die zentralen operativen Aufgabenbereiche eines Fahrzeugprojektes festgelegt. Diese umfassen:
- die Fahrzeugplanung und -entwicklung
- die Fahrzeugindustrialisierung und -produktion
- das Lieferkettennetz (inklusive der Bestimmung von zentralen Systemlieferanten)
- das Vertriebs- und After-Sales-Netzwerk
Auf Basis der Strategien werden anschließend Produktziele (Ziele und Ergebnisse, basierend auf der Evaluierung ausgewählter Benchmark-Fahrzeuge) sowie technische Programme (geplante Maßnahmen, um diese Ziele zu erreichen) definiert und miteinander verglichen. Das gibt dem Startup das Wissen über potenzielle Risikofaktoren und Zielkonflikte im Fahrzeugprojekt, wodurch sie Lösungsstrategien für ebendiese entwerfen und in Stellung bringen können.
Schritt #3: Die Machbarkeitsstudie fixiert technische Spezifikationen für das Fahrzeugprojekt
Auf Basis der zuvor definierten Ziele und Anforderungen werden nun technische Spezifikationen für das Fahrzeug festgelegt. Zu diesen Spezifikationen gehört eine große Menge an Informationen zu Materialliste (Bill of Material, BOM), geplanten Features, Design/Styling und mehr. Nach Abschluss dieser Phase können erste fahrbare Prototypen (Mules) entwickelt werden. Auch Hardware-bezogene Features sind in diesem Schritt integriert, um den Prototypen ordentlich testen zu können.
Wichtig: Dieser Schritt wird für jedes geplante Derivat eines Fahrzeuges wiederholt. Fahrzeuge mit drei Varianten besitzen also drei verschiedene Anforderungslisten ihrer jeweiligen technischen Spezifikationen.
Schritt #4: Mit der Machbarkeitsstudie können Pläne und Strategien finalisiert werden
Nachdem jede Strategie, jede Anforderung, jedes Ergebnis, jedes Risiko und jede Lösung des Fahrzeugprojektes festgelegt wurden, werden die Zeitpläne für die einzelnen Geschäftsfelder koordiniert und in den Gesamtprojektplan integriert. Zusätzlich wird ein Projektorganisationsplan für die anstehende Konzeptphase – inklusive technischer Risiken und Projektchancen – erstellt.
Schließlich werden die notwendige Qualitätsplanung sowie ein Business- und Finanzplan mit einer detaillierten geschätzten Kostenanalyse bereitgestellt. Danach werden Änderungen und potenzielle Verbesserungen des Projektes zwischen den involvierten Partien so lange diskutiert, bis ein Konsens erreicht wird, mit dem alle Parteien zufrieden sein können.
Am Ende der Studie: Die erste Phase der Fahrzeugentwicklung ist geschafft!
Mit dem Abschluss der Machbarkeitsstudie ist auch der erste große Meilenstein des Projektes und somit der (technische) Abschluss der Ideenphase geschafft! Jetzt, wo die Produktvision endgültig als realisierbar bestätigt wurde, bleibt für Automotive Startups vor der Konzeptphase nur noch eines zu tun: die Kreation ihrer eigenen Fahrzeugmarke – und die Planung des großen öffentlichen Debüts dieser Marke mittels Show Car.
WIE EIN SCHOWCAR DIE VISION IHRES FAHRZEUGPROJEKTS BEFLÜGELT
Nachdem das Fahrzeugprojekt im Rahmen einer Machbarkeitsstudie auf Herz und Nieren geprüft wurde, haben Automotive Startups die Voraussetzungen erfüllt, um mit der Kreation eines Markenauftrittes zu beginnen. Dazu gehört auch ihr öffentliches Debüt – und dafür ist ein Showcar unverzichtbar.
Die Enthüllung von Marke und Fahrzeug ist ein wichtiger Schritt für neue Markteinsteiger, um sich eine solide Reputation am Automotive-Markt zu sichern. Damit sich Endkund_innen, Investor_innen und Expert_innen von der Passion ihrer Fahrzeugvision erfolgreich anstecken lassen können, ist ein Showcar für das Markendebüt natürlich unverzichtbar. Denn das Showcar stellt sicher, dass der große Sprung des Projektes ins öffentliche Rampenlicht auf eindrucksvolle und greifbare Art erfolgt.
Hinter jeder Fahrzeugvision steckt eine Story
Im Regelfall gilt: Je früher ein Startup damit beginnt, seine Marke und sein Fahrzeug an die Öffentlichkeit zu kommunizieren, desto besser. Die vollständige Entwicklungs- und Fertigungsdauer eines serienmäßigen Fahrzeuges erstreckt sich insgesamt über etwa zwei bis drei Jahre – diese Zeit können findige Gründer_innen jedoch hervorragend dazu nutzen, ihre Markenkommunikation zu optimieren sowie weiterzuentwickeln, und so Interesse und Enthusiasmus bei den Zielkund_innen zu fördern. Beim Produktionsstart können sie sich dann im besten Fall bereits über die ersten Anfragen erwartungsvoller Käufer_innen freuen.
Zum Glück erfordert eine stabile und kommunikativ klar ausgerichtete Markenidentität kein vollständig fertig entwickeltes Auto. Startups, die sich eines professionellen Business-Story-Rahmens bedienen, können ihre Markenkommunikation für die Fahrzeugvision wirkungsvoll aufwerten. Aus dem/der Neueinsteiger_in wird dank Storytelling ein aussichtsreicher neuer Player am Fahrzeugmarkt, dessen Produkt ideal dafür geeignet ist, die Bedürfnisse der Zielkund_innen zu befriedigen.
Das Showcar: eine Darstellung Ihrer Automotive-Vision
Nichtsdestotrotz lässt sich die Öffentlichkeit natürlich noch mehr für eine neue Automarke begeistern, wenn das Unternehmen neben einer Business Story auch ein physisches Auto präsentiert. Mithilfe eines Showcars ist das möglich – und zwar völlig unabhängig vom eigentlichen Fahrzeugentwicklungsfortschritt.
Wie der Name schon sagt, dient ein Showcar dazu, das Einzigartige eines neuen Fahrzeuges zu betonen. Es präsentiert die ungefilterte Produktvision an Investor_innen, Endkund_innen, Journalist_innen und Expert_innen – ein Must-have für das öffentliche Debüt eines Automotive Startups und dessen Fahrzeugvision.
Design, Styling und USP stehen beim Showcar klar im Mittelpunkt
Als Tool zur Promotion und Vermarktung des künftigen Endfahrzeugs und seiner Marke, stehen Design bzw. Styling sowie USP-relevante Features des Showcars in dessen Konzeption ganz klar im Zentrum. Besticht das Endfahrzeug etwa durch ein innovatives In-Car-Softwaresystem, sollte dieses auch im Showcar vorhanden sein. Wenn es hingegen ein hohes Gefühl von Fahrsicherheit erzeugen soll, dann gehören jene Features implementiert, die für die besagte Sicherheit ausschlaggebend sind.
Natürlich erfordert das Showcar in seiner tatsächlichen Umsetzung eine intensive Konzeption und ein fähiges Team aus Design- und Styling-Expert_innen. Das soll jedoch nicht den Eindruck erwecken, dass dafür im Vorfeld fortgeschrittene technische Entwicklungsschritte zu erfolgen haben: Ein Showcar muss keine Einblicke in den Verlauf des „tatsächlichen“ Fahrzeugprojektes geben. Daher kann es auch unabhängig vom technischen Status Quo entworfen werden und muss etwa Features wie z. B. Fahrtauglichkeit nicht abbilden, sofern diese nicht zur Bewerbung der Fahrzeugmarke bzw. -vision dienen.
Im Normalfall sollte die Planung des Showcars beginnen, nachdem die Machbarkeitsstudie für das Gesamtprojekt durchgeführt wurde. Denn auch das Entwerfen des Showcars nimmt einige Zeit in Anspruch: Je nach inkludierten Fahrzeugfunktionen, kann dies in etwa sechs bis zehn Monate erfordern.
Wie Sie das Debüt ihres Showcars am besten realisieren
Für gewöhnlich kommt ein Showcar im Rahmen des öffentlichen Debüts einer neuen Fahrzeugmarke zum Einsatz. Dieses Event ist von zentraler Bedeutung für den ersten Eindruck, den die Öffentlichkeit von Marke, Fahrzeug und Unternehmen hat.
Startups stehen hier im Allgemeinen zwei Optionen offen:
- Eine öffentliche Automobilmesse oder -ausstellung
- Eine privat organisierte Veranstaltung
Bei öffentlichen Messen haben Ausstellende weniger Kontrolle über die Präsentation ihres Fahrzeuges. Die wirksamere Option für Startups wäre daher eine eigenständig organisierte private Veranstaltung. Ein privates Debüt ist zwar zeitintensiver, allerdings behält das Startup in dem Fall die Kontrolle über die Planung, Organisation und den Aufbau des Events selbst – bis hin zur Präsentation der Marke und des Showcars.
Nutzen Sie Expert_innen-Feedback zum Showcar, um Ihr Fahrzeug zu optimieren
Mit einer privaten Veranstaltung können zudem die geladenen Gäste bestimmt werden. Man kann also jene Personen einladen, die das Showcar auf jeden Fall sehen sollten – etwa mögliche Investor_innen, Produktionspartner oder auch Journalist_innen renommierter Automobil-Fachmedien.
Apropos Journalist_innen: Das Debüt der Fahrzeugmarke ist die erste und gleichzeitig wichtigste Möglichkeit für Startups, die öffentliche Aufmerksamkeit auf sich zu richten. Expert_innen und Journalist_innen werden durch ihre Berichterstattung unvermeidlich Feedback zum Produkt platzieren. Und eben dieses Feedback kann Automotive Startups einen Überblick darüber geben, wie Sie ihr Produkt bzw. Ihre Marke weiter optimieren können.
Das Markendebüt ist nur der Anfang Ihrer Erfolgsstory als Automotive Startup
Nach einem erfolgreichen Debüt sollten Startups ihre Entwicklungsfortschritte und Updates so regelmäßig wie möglich an die Öffentlichkeit kommunizieren. Bestenfalls präsentieren sie im Verlauf des Entwicklungs- und Produktionsprozesses weitere Showcars, um das Interesse für das Fahrzeugprojekt hochzuhalten. Es ist ratsam, jeden Meilenstein der Fahrzeugentwicklung öffentlich zu kommunizieren und so zugleich die Fahrzeugmarke, deren Business Story sowie natürlich das Fahrzeug und dessen Features in den Köpfen der Öffentlichkeit zu verankern.
Einmal am öffentlichen Parkett angekommen, können Startups ihre neu gewonnene Präsenz sogleich nutzen, um geeignete Investor_innen für ihre Fahrzeugvision zu finden. Der erste große Schritt auf dem Weg in den Automotive-Markt ist geschafft.
WIE SIE IHR FAHRZEUG AUF DIE STRASSE BRINGEN... FAZIT
Abschließend ist festzuhalten: Als Neueinsteiger seine Visionen in der Automobilindustrie zu verwirklichen, ist ein umfangreiches Unterfangen mit vielen Herausforderungen, diverse Schritte müssen berücksichtigt und Partner überzeugt werden.
Allen Herausforderungen zum Trotz ist jetzt der beste Zeitpunkt, um ein neues Elektrofahrzeug auf den Markt zu bringen und eine Automarke zu erschaffen. E-Autos sind stark auf dem Vormarsch und werden den Markt voraussichtlich in 20 bis 30 Jahren dominieren. Der Wettbewerb ist bereits umkämpft und das wird in den nächsten Jahren noch zunehmen. Wenn Sie also in den EV-Markt einsteigen wollen, ist es sinnvoll, jetzt die Fahrzeugproduktion aufzusetzen.
Dieser Artikelsoll Ihnen einerseits als Orientierung für Ihre ersten Schritte in Richtung eines eigenen Elektrofahrzeuges dienen und Sie andererseits auf den nächsten Schritt auf Ihrer Reise zur Verwirklichung Ihrer Fahrzeugvision vorbereiten: die Suche nach Investor_innen, die bereit sind, Ihr Projekt zu unterstützen.
Eine detaillierte Anleitung zu den wichtigsten Meilensteinen auf Ihrem Weg finden Sie auch in unserem Whitepaper „10 Meilensteine, um Ihr Auto von der Vision in die Realität zu bringen“ sowie in unseren anderen Artikeln auf dieser Seite. Sie werden Ihnen dabei helfen, Ihre Pläne von Fahrzeugentwicklung und -produktion strukturiert und zielführend umzusetzen.
Also, worauf warten Sie noch? Machen Sie den ersten Schritt, um Ihre Fahrzeugvision Wirklichkeit werden zu lassen.
Dietmar Kleindienst
Dietmar Kleindienst ist seit 2021 Director of Key Account & Business Development für die Region Nordamerika und für Marktneueinsteiger auf globaler Basis bei Magna Steyr. Er kam 1994 zu Magna. Bevor er 2018 in die Vertriebs- und Marketingorganisation eintrat, hatte Kleindienst mehrere operative und leitende Positionen in den Bereichen Supply Chain Management, Fertigungstechnik und Programmmanagement in Graz, Österreich, und bei Auslandseinsätzen in Nordamerika inne. Er hat einen Abschluss in Industrielogistik.
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