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So bauen Sie Ihr zukünftiges Netzwerk in der Automobilindustrie auf

IHR NETZWERK IN DER AUTOMOTILINDUSTRIE - EINE EINFÜHRUNG

Die Entwicklung und Produktion eines Fahrzeuges erfordert eine Vielzahl an Ressourcen, Kontakten, Arbeitskräften und Expert_innen, die in ihren jeweiligen Verantwortungsbereichen hervorragende Leistungen erbringen. Auf systematischer Ebene sind all diese Prozesse der Automobilindustrie in einem großen Netzwerk organisiert. Ein derartiges Automotive-Netzwerk aufzubauen, sollte zu den ersten großen Zielen gehören, die sich Marktneueinsteiger im Rahmen Ihres Fahrzeugprojektes setzen.

 

GRUNDLEGENDES ZU AUTOMOBILINDUSTRIENETZWERKEN

Im Wesentlichen beschreibt ein Automotive-Netzwerk die Gesamtheit der einzelnen Akteure und Prozesse, die im Rahmen der Fahrzeugindustrialisierung für die Erfüllung bestimmter Aufgaben benötigt werden. Innerhalb dieses Netzwerkes existieren mehrere Prozesse, die um die jeweiligen Aufgaben organisiert sind.

Die Elemente eines Automobilindustrienetzwerkes werden ihrerseits wieder in zwei großen Gruppen geclustert. Diese betrachten wir im Folgenden genauer.

 

DIE 4 GESTALTUNGSPROZESSE DER FÜHRUNG INNERHALB EINES AUTOMOTILINDUSTRIENETZWERKES

Bei der Entwicklung eines Fahrzeuges konkretisieren die meisten Marktneueinsteiger zunächst ihre Produktidee. Um diese allerdings vollständig verwirklichen zu können, muss sie in ein größeres System von Management- und Kommunikationsprozessen integriert werden. Diese Struktur muss vom New Entrant von Grund auf neu etabliert werden – ihre einzelnen Unteraufgaben werden im Folgenden als Gestaltungsprozesse der Führung bezeichnet.

Das Geschäftsmodell und die Geschäftsprozesse

Das erste dieser vier strukturellen Elemente umfasst das grundlegende Geschäftsmodell, das als Basis für das spätere Fahrzeuggeschäft und die Marke dient. Der Aufbau des Geschäftsmodells erfordert einen Überblick über alle relevanten Geschäftsprozesse, eine Skizzierung des jeweiligen Business Cases und das notwendige Wissen über den Zielmarkt, einschließlich einer Einschätzung des potenziellen Marktanteils.

Die Marken- und Marketingstrategie

Das zweite der vier strukturellen Elemente umfasst die zukünftige Marken- und Marketingstrategie für das Fahrzeug. Diese Systeme dienen dazu, eine Verbindung zwischen dem Automotive Startup und seinen künftigen Kund_innen, Stakeholder_innen, Partnern und Investor_innen herzustellen. Die Aufgabe dieser Systeme besteht im Wesentlichen darin, die Art und die Inhalte zu definieren, welche die Kommunikation des Fahrzeuges nach außen umfassen.

Neben dem Produktnamen und der Story umfasst die Marken- und Marketingstrategie auch den USP (Unique Selling Proposition) für die Marke und dessen anschließende Kommunikation an die Öffentlichkeit. Im Wesentlichen steht eine grundlegende Frage im Zentrum aller Prozesse dieses Elements: Was genau bekommen Käufer_innen, wenn sie das Produkt kaufen?

Die Kostenanforderungen, die das Geschäftsmodell sowie die Marken-/Marketingstrategie stellen, werden in der Praxis oftmals unterschätzt – dennoch sind sie für den internen und externen Auftritt eines Unternehmens unverzichtbar.

Das Investor_innenmanagement

Das dritte strukturelle Element betrifft das Management von Investor_innen. Die Suche nach geeigneten Investor_innen ist in der Regel ein notwendiger Schritt für jeden Marktneueinsteiger, um den Fortbestand der eigenen Fahrzeugvision abzusichern. Besonders zu Beginn dieses Pfades sind die finanziellen Anforderungen oftmals besonders fordernd.

Investor_innen von der eigenen Vision zu überzeugen, erfordert dabei nicht nur, dass das Automotive Startup mit Charisma, einer innovativen Idee und einer klaren Product Identity auftaucht – vielmehr erwarten sie hinter einer Idee vor allem einen soliden Business Case sowie einen realistischen Plan für das Projekt. Der Aufbau (und Erhalt) eines Investor_innennetzwerkes ist ein großer Meilenstein, der erreicht werden muss – ein Meilenstein, der Vorbereitung und Überzeugungskraft verlangt.

Vertrieb, After Sales und Servicesysteme

Das vierte strukturelle Element umfasst die Aufgaben, die nach der Serienproduktion anfallen – also das Vertriebs- und After-Sales-Netzwerk sowie Serviceleistungen. Sobald das Fahrzeug auf den Markt kommt, ist eine kohärente und hochwertige Kund_innen- sowie Produktbetreuung zwingend erforderlich. Verkauf, Wartung, Service usw. müssen bereits zu Projektbeginn geplant werden, da diese Systeme stark von externen Partnern geprägt sind, die ihrerseits für die Integration des Fahrzeuges in ihre eigenen Prozesse ebenfalls eine gewisse Vorlaufzeit benötigen.

Darüber hinaus muss das Wissen über den Kund_innenstamm regelmäßig erhoben und bewertet werden, um neue Kund_innen zu gewinnen, neue Märkte zu erschließen sowie bestehende Kund_innen zufriedenzustellen.

 

DIE 4 OPERATIVEN PRODUKTENTSTEHUNGSPROZESSE INNERHALB EINES AUTOMOBILINDUSTRIENETZWERKES

Während die strategischen Elemente der Führung die netzwerkbezogenen Aufgaben eines Fahrzeugprojektes umfassen, liegt der Schwerpunkt der operativen Produktentstehungsprozesse (wie schon der Name verrät) im eigentlichen Produkt – also dem Fahrzeug selbst. Im Rahmen dieser Prozesse wird die Produktidee des Fahrzeugproduzenten also in konkrete Produkteigenschaften übersetzt.

Auch diese Gruppe lässt sich in vier Elemente unterteilen:

Die Konzeptentwicklung bzw. das Produktmanagement

Der erste operative Produktentstehungsprozess ist das Produktmanagement bzw. die Konzeptentwicklung. Hier wird die Fahrzeugidee auf Basis der Produktvision ausdefiniert. Das bedeutet, dass die Vorstellungen und Wünsche des Marktneueinsteigers sowie die geplanten Alleinstellungsmerkmale des Fahrzeuges in zu erreichende messbare Kennzahlen und Entwicklungsziele (Vehicle Targets) überstellt werden.

Natürlich setzt dieser Prozess auch eine umfassende Analyse der Markt- und Konkurrenzsituation voraus, die im Rahmen der zuerst durchgeführten Machbarkeitsstudie eingehend erhoben werden.

Die Konzeptentwicklung endet mit der Zusammenfassung und Bestätigung der Produktziele im Rahmen des Target Agreements.

Die Produktentwicklung

Die Produktentwicklung erfolgt als zweiter Produktentstehungsprozess direkt nach Abschluss der Konzeptentwicklung. Im Rahmen dieser Phase werden aus den Gesamtfahrzeugzielen im Rahmen zahlreicher Spezifikationsschritte auf einzelne Systeme und spätere Komponenten zugeschnittene technische Anforderungen, die anschließend in verschiedene Lastenhefte überstellt werden. Lastenhefte werden für die jeweiligen Systemlieferanten erstellt.

Einkauf und Supply-Chain-Management

Der dritte Produktentstehungsprozess umfasst den Einkauf und das Supply-Chain-Management. Die durch das Lieferantennetzwerk anfallenden Kosten haben einen maßgeblichen Einfluss auf den Verkaufspreis des Endfahrzeuges – deshalb muss von Anfang an für die Stabilität der Lieferkette und des gesamten Geschäftsnetzwerkes gesorgt werden. Nur so kann sichergestellt werden, dass die Produkte in der richtigen Qualität, zum richtigen Preis und zur richtigen Zeit geliefert werden.

Der Aufbau, der Erhalt und die Qualitätskontrolle eines verlässlichen Lieferantennetzwerkes erfordern kontinuierliche Bemühungen. Doch nur so können die richtigen Preise und Versorgungsrahmen gesichert werden, die für eine konstante, qualitativ hochwertige Automobilproduktion erforderlich sind.

Die Fahrzeugproduktion

Der letzte Produktentstehungsprozess ist schließlich die eigentliche (Serien-)Produktion des Fahrzeuges – eine komplexe und ressourcenintensive Angelegenheit, die sich nahtlos an die vorangegangenen Entwicklungs- und Industrialisierungsprozesse anschließen sollte. Sofern klug konzipiert, bietet die Serienfertigung großes Optimierungspotenzial.

Generell können alle operativen Produktentstehungsprozesse vom Marktneueinsteiger selbst übernommen werden – alternativ ist hier auch eine Auslagerung an erfahrene Unternehmen und Hersteller möglich. Ein derartiger Schritt bietet viele Vorteile – vor allem, da diese Partner bereits selbst über umfangreiche Netzwerke in der Automobilindustrie verfügen. Natürlich ist auch hier darauf zu achten, dass der gewählte Entwicklungs- und Produktionspartner die erforderlichen Services anbietet und die notwendigen Kompetenzen und Erfahrungen aus der Fahrzeugindustrie mitbringt.

 

WIE KANN EIN NETZWERK IN DER AUTOMOBILINDUSTRIE ETABLIERT WERDEN?

Der Einstieg in ein neues Geschäftsfeld ist nicht einfach, denn sogar scheinbar simple Probleme haben das Potenzial dazu, Neueinsteiger auf ihrem Weg auf den Markt aus der Bahn zu bringen.

Eine der wohl größten Herausforderungen vieler New Entrants liegt darin, dass die oben erklärten Prozesse – obwohl sie teils sequenziell zum Einsatz kommen – parallel etabliert werden müssen. Das bedeutet: Auch wenn das Vertriebs- und After-Sales-Netzwerk nicht von Tag eins des Projektes an benötigt wird, so sind dessen Anforderungen für einen reibungslosen Ablauf dennoch schon zu Beginn des Projektes relevant. Die Wartbarkeit einzelner Teile etwa wird in der Entwicklungsphase erstmals definiert, hat jedoch Auswirkungen auf die Zufriedenheit von Service-Partnern und Endkund_innen – und infolgedessen auch auf den Ruf der Fahrzeugmarke.

Dieses Prinzip des Simultaneous Engineering ist in der Fahrzeugindustrie allgegenwärtig: Der Weg einer Automotive Idea vom Reißbrett auf die Straße ist keine lineare Abfolge einzelner Schritte, sondern ein gleichzeitiges Aufstellen aller Pfeiler eines zusammenhängenden Netzwerkes.

Um einen kontinuierlichen Arbeitsablauf zu ermöglichen, ist es notwendig, die benötigten Expert_innen für die entsprechenden Prozesse ins Boot zu holen, ohne dabei das gesamte Netzwerk aus den Augen zu verlieren. Schließlich kann ein Fahrzeug nur dann am Markt erfolgreich sein, wenn die Kund_innenzufriedenheit mit dem Produkt gegeben ist und der neue Marktteilnehmer die Kund_innenanforderungen und -Wünsche im Auge behält.

DER AUFBAU DES NETZWERKES IN DER AUTOMOBILINDUSTRIE ERFORDERT EXPERTISE UND WEITSICHT

Alle oben genannten Komponenten sind grundlegend für die Verwirklichung einer automobilen Vision, damit sie auf dem Weg zur Markteinführung des Fahrzeuges ihr volles Potenzial entfalten kann. New Entrants sollten also schon von Anfang an eine klare Vorstellung von ihrem späteren Unternehmen und ihrem Fahrzeug haben.

Ein Automobilunternehmen zu gründen und das Fahrzeug auf die Straße zu bringen, erfordert unternehmerischen Mut sowie klare Prozesse und Abläufe, die die Verantwortlichkeiten für jeden spezifischen Bereich genau beschreiben. Neueinsteiger müssen sich auf das Knowhow und die Projektkompetenz ihrer Partner und der von ihnen eingesetzten Expert_innen verlassen können. Dazu muss eine gemeinsame Basis geschaffen werden, die auf offener Kommunikation und dem effizienten Austausch von Fachwissen aufbaut. Existiert diese Basis, wird auch der große Sprung in den Automotive-Markt möglich.

 

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Klaus Koppitsch

Klaus Koppitsch ist Direktor für Corporate Development & Strategy bei Magna Steyr. Er ist seit 1994 im Unternehmen tätig und hielt im Laufe seiner Karriere mehrere Positionen in den Bereichen Entwicklung, Marketing, Kommunikation sowie Marktforschung inne. Er hat einen Abschluss in Geschäftsführung und Entwicklung.

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